Die Statistiken sind einfach erschütternd.  

  • Laut Untersuchungen des US-Justizministeriums erhält jedes fünfte Kind im Alter von 10 bis 17 Jahren unerwünschte Online-Anfragen,  
  • die meisten davon in sozialen Netzwerken. 1 unter 33 erhält eine aggressive sexuelle Anfrage.  
  • Jeder sechste befragte Jugendliche (zwischen neun und 17 Jahren) hat schon einmal online ein Nacktbild geteilt.  

Noch alarmierender ist, dass zwischen 50 und 70 % der Online-Täter in der Vergangenheit schon Kinder körperlich angegriffen haben.   

Lieutenant Eric Kinsman, Commander der New Hampshire-Taskforce zur Bekämpfung von Internetverbrechen gegen Kinder (ICAC)„Dieser Missbrauch findet nicht einmal vor unseren Augen statt – viele Eltern bekommen gar nichts mit, weil wir nicht wissen, worauf wir achten müssen“, erklärt Lieutenant Eric Kinsman, Commander der New Hampshire-Taskforce zur Bekämpfung von Internetverbrechen gegen Kinder (ICAC), in einem Gespräch mit über zwei Dutzend Eltern im Auditorium der Highschool in Exeter, New Hampshire.  

Dabei lernen die Eltern, wie sie ihre Kinder online schützen können. Obwohl die Aufklärungsarbeit eine Voraussetzung für die Bundesförderung ist, bereitet Lt. Kinsman dieser Teil seiner Arbeit die meiste Freude. Er wendet sich mit altersgerechten Präsentationen sowohl an die Eltern als auch an die Schüler, die er als wichtige Präventivmaßnahme sieht. Er hofft, dass Kinder zweimal überlegen, bevor sie ein Bild hochladen oder unwissentlich mit einem Täter chatten.  

Ein problematischer Anstieg 

Eric Kinsman erläutert, dass seit 2018 die Meldungen zur Ausbeutung von Kindern über die CyberTipline um 275 % angestiegen sind. Ein Lichtblick ist, dass bei etwa der Hälfte der Fälle kein Kind in Gefahr ist. Dennoch werden in New Hampshire jede Woche zwei bis drei Durchsuchungsbeschlüsse gegen Kriminelle erlassen, die es auf Kinder abgesehen haben. 

„Wir haben verstanden, warum dies während der Pandemie der Fall war – die Kinder waren ständig online, aber warum es dann nicht nachließ, war uns ein Rätsel“, so Lieutenant Kinsman. „Dann wurde uns klar, dass jeden Tag weitere Apps entwickelt werden und immer mehr Kinder Zugriff auf ein Gerät haben. Kinder erstellen sogar ihre eigenen expliziten Inhalte und laden sie hoch – sie finden es lustig oder cool und sind sich nicht bewusst, was sie da tun.“  

Lieutenant Kinsman erläuterte, wie Daten zwischen Geräten übertragen werden und dass Internetdienstanbieter verpflichtet sind, solche Fälle zu melden. Diese Berichte gelangen über die CyberTipline an das NCMEC, das sie schließlich an die zuständige Strafverfolgungsbehörde weiterleitet. Dort setzt das Team von Lieutenant Kinsman digitale Ermittlungstechnik ein, darunter auch Lösungen von Cellebrite, die es bei der Suche nach den Tätern unterstützt.  

Langjähriger Schutz von Kindern  

New Hampshire war richtungweisend und schuf die erste Taskforce zur Bekämpfung von Internetverbrechen gegen Kinder (ICAC). Inzwischen gibt es insgesamt 61 in den Vereinigten Staaten, wobei jeder Bundesstaat jeweils eine hat und flächenmäßig größere Staaten in mehrere Regionen unterteilt sind. Die Taskforces werden durch Zuschüsse der Bundesregierung finanziert und bieten Schulungen für Strafverfolgungsbehörden, proaktive Ermittlungen, reaktive Ermittlungen, Schulungen für ICAC-Ermittler sowie Öffentlichkeits- und Aufklärungarbeit an, wie die von Lieutenant Kinsman organisierte Veranstaltung in Exeter, New Hampshire.    

Dabei informiert er die Eltern über die verschiedenen ICAC-Ermittlungen, einschließlich Besitz und Verbreitung von entsprechendem Material und die komplizierteren Fälle der Herstellung des Materials und die schlimmsten Fälle, in denen Täter sich mit Kindern anfreunden (Grooming) und sie ködern. Lieutenant Kinsman erläuterte dann die 10 gängigen Taktiken der Täter

  • Den Wunsch eines jungen Menschen nach Romantik, Abenteuer und sexueller Information ausnutzen 
  • Vertrauen und Verschwiegenheit herstellen: Das Kind manipulieren, indem den Problemen und Unsicherheiten des Kindes Aufmerksamkeit und Mitgefühl geschenkt wird 
  • Die Gefühle und Meinungen des Kindes bekräftigen 
  • Die natürliche sexuelle Neugierde des Kindes ausnutzen 
  • Hemmungen lockern, indem Sex nach und nach in Gesprächen erwähnt oder ihnen Pornografie gezeigt wird 
  • Dem Kind übermäßig schmeicheln und es loben, Geschenke schicken (z. B. elektronische Währung in Gaming-Apps, Geschenkkarten) und Zeit, Geld und Energie investieren 
  • Eine romantische, kontrollierende Beziehung entwickeln, von der das Kind abhängig wird 
  • Einen Keil zwischen das Kind und seine Eltern treiben 
  • Ein aufregendes, stressfreies Leben versprechen, genau nach Wünschen des Jugendlichen 
  • Drohungen aussprechen und oftmals kinderpornografische Inhalte verwenden, die das Opfer zeigen, um es zu erpressen, auch bekannt als „Sextortion“  

Ein hilfreicher Begleiter  

Niko und Det. Matt FlemingNiko, der Polizeihund der New Hampshire ICAC, ist gleichzeitig Polizeiagent und Therapiehund. Er kann nicht nur jedes Gerät mit gespeicherten Daten anhand einer bestimmten Chemikalie erschnüffeln, für die er trainiert wurde, sondern ist auch ein freundlicher Begleiter für die Ermittler, denen die Arbeit an diesen Ermittlungen zu schaffen macht. Der fünfjährige Labrador-Golden-Retriever-Mischling ist der Partner von Deputy Matt Fleming.

Die beiden arbeiten seit Mai 2020 zusammen. „Er kann jedes Gerät finden, das Daten speichert oder überträgt – das ist großartig“, sagte Deputy Fleming. „Wir wollen so viel wie möglich finden und es den Mitarbeitern der digitalen Forensik übergeben, damit sie ihre Arbeit machen können.“ Darüber hinaus beruhigt Niko die Kinder, die mit diesen unvorstellbaren Situationen konfrontiert sind, und gibt ihnen ein Gefühl von Sicherheit. „Er (Niko) war an über 250 Durchsuchungen beteiligt, seitdem er bei uns ist“, so Lieutenant Kinsman. „Und er hat bei jeder einzelnen in irgendeiner Form einen Einfluss gehabt.“  

Der Polizeihund Niko ist ein „Gamechanger“ für die NH ICAC TaskforceDeputy Fleming nennt Niko einen „Gamechanger“ für die NH ICAC Taskforce und sagt, dass der Vierbeiner der beste Partner ist, den er je hatte. „Unsere Arbeit ist hart“, erklärte er, „wir sehen eine Menge Dinge, die schwer zu akzeptieren sind. Ich habe wahrscheinlich über 200 Interviews mit Sexualstraftätern geführt, bevor Niko zu mir kam. Und ich erzähle vielen Ermittlern, dass ich an meinem Limit war und den Kampf noch nicht zu Ende gekämpft hatte, aber einen anderen Ausweg finden musste. Dabei bin ich kein digitaler Forensiker. Ich denke, dass dieser Hund in vielerlei Hinsicht mein Leben gerettet hat, nicht nur das Leben von Kindern.“ 

Kinder und Apps  

Lieutenant Kinsman betont im Gespräch mit Kindern und Eltern, dass sich ein Bild, sobald es online gepostet ist, nicht mehr zurücknehmen lässt.   

„Die App sollte keine Rolle dabei spielen, wenn Ihr Kind in sozialen Medien gute Entscheidungen trifft“, so Lieutenant Kinsman. „Wir wollen jedoch nicht, dass sie ein falsches Gefühl von Sicherheit haben. Insbesondere wenn in Apps Nachrichten am anderen Ende verschwinden, sollte das Kind wissen, dass Informationen weiterhin vorhanden sein können.“  

Lieutenant Kinsman erwähnte eine App namens Spy Calc, die wie ein normaler Taschenrechner funktioniert. Sie können jedoch Nachrichten und Bilder darin verbergen – ein virtueller Tresor. YouTube ist zusammen mit Roblox eine beliebte Quelle für Berichte über die CyberTipline, insbesondere bei jüngeren Jungen. Diese melden sich gerne bei YouTube an und streamen, wie sie ein Spiel spielen. Das Kind hat jetzt einen Kanal, auf dem es mit seinen Zuschauern chattet.   

„Kriminelle sind dafür bekannt, sich als ein Kind auszugeben, und versuchen, Informationen vom Kind zu erhalten, mit denen sie es zu einem späteren Zeitpunkt ausbeuten können. Wann gehen deine Eltern zur Arbeit? Wann fahren sie in den Urlaub? Wann übernachtest du nächste Woche bei Oma?“ so Lieutenant Kinsman. „Der Kriminelle findet dann die Eltern auf Facebook und schaut sich das Leben der Familie an. Diese Täter arbeiten unglaublicheffektiv.“  

Die neue Normalität   

Schutz von Kindern und Jugendlichen vor Online-Sexualstraftätern76 % der Teenager sind zumindest etwas besorgt, dass die Veröffentlichung von Informationen sich negativ auf ihre Zukunft auswirken könnte – warum tun sie es trotzdem? Es könnte sein, dass sie von Gleichaltrigen erkannt werden, und das überwiegt manchmal bei ihrer Risiko-/Gewinnabwägung.  

Lieutenant Kinsman ermutigte die anwesenden Eltern – viele von ihnen Generation X oder ältere Millennials – dazu, sich mit der neuen Normalität zu beschäftigen, in der: 

  • Fremde online „Freunde“ sind 
  • Kinder keine Online-Freunde verlieren möchten (und ständig Zahlen vergleichen) 
  • Sie große Angst haben, etwas zu verpassen (Stichwort FOMO) 
  • Gefühle der Unzulänglichkeit haben 
  • Bildschirmzeit (Zeit vs. Qualität) 
  • Stress (ihren Post mit dem eines Freundes vergleichen) 

So wird schnell klar, wie Kinder, insbesondere Jugendliche, die nach Verbindung suchen, schnell ausgebeutet werden können. So läuft es ab: 

  • Sie akzeptieren Freundschaftsanfragen von Personen, die sie nicht kennen 
  • Die Täter freunden sich über einen Zeitraum mit ihnen an (oft aus anderen Ländern) 
  • „Ich verspreche, dass ich es niemandem zeigen werde.“ 
  • „Ich schicke dir eins, wenn du mir eins schickst.“ 
  • Sie senden es, weil es lustig ist, um zu beeindrucken oder es mit einem Freund zu teilen – leider ist das die Normalität. 

Deutliche Warnsignale  

Lieutenant Kinsman wollte die Eltern mit Informationen versorgen. Dazu gehört auch, Warnsignale zu erkennen, die darauf hinweisen, dass etwas nicht stimmt, wie z. B.:  

  • Geschenke erhalten 
  • Unbekannte Nummern anrufen 
  • Familie und Freunde ablehnen 
  • Wütend werden, wenn sie nicht online sind 

Wenn Eltern eine Abweichung vom normalen Verhalten bemerken, sollen sie unbedingt aktiv werden. Kinder haben generell Angst, mit ihren Eltern darüber zu sprechen. Daher ist es wichtig, einen offenen Dialog zu fördern und zu erklären, dass sie mit allem zu Ihnen kommen können. Die Daten zeigen, dass eine verstärkte elterliche Kontrolle zu mehr (und nicht weniger) Online-Risiken führt. Folgende Botschaften FUNKTIONIEREN NICHT: 

  • Schreckensszenarien 
  • Stereotypen 
  • Übertriebene Statistiken 
  • Missbilligung 
  • Beschämen 
  • Verbot bestimmter Websites   

Die folgenden Botschaften FUNKTIONIEREN bei Kindern:  

  • Klare, angemessene Erwartungen 
  • Positive soziale Normen 
  • Gute Statistiken über gute Verhaltensweisen verwenden 
  • Genaue und zeitnahe Informationen 
  • Kompetenzbasiert und interaktiv 
  • Positive, unterstützende Gespräche – hier sind einige Gesprächseinstiege: 
  • Was machst du gerne online? 
  • Sind deine Kontakte zu anderen positiv? 
  • Machen sie dich glücklich? 
  • Fühlst du dich jemals isoliert/einsam? 
  • Macht dir irgendwas Angst?  

Das können Sie unternehmen, wenn Ihr Kind ausgebeutet wird  

Wenn Ihr Kind ausgebeutet wird – verändern Sie nichts am Handy – berühren Sie keine einzelne Datei oder tun Sie nichts mit dem Handy – die digitalen Spuren, die während der Ermittlung gefunden werden, könnten den Kriminellen zur Rechenschaft ziehen. In einer perfekten Welt schalten Sie den Flugzeugmodus ein, bis Sie es den Strafverfolgungsbehörden übergeben. Cellebrite ist stolz darauf, mit unzähligen ICAC Taskforces, einschließlich New Hampshire, zusammenzuarbeiten und sie mit unserer Technologie zu unterstützen. Die geschulten, professionellen Forensiker können mithilfe der Technologie für die Ermittlung wichtige Beweismittel extrahieren, um Kriminelle zur Rechenschaft zu ziehen.   

Lieutenant Kinsman teilte einige großartige Ressourcen, an die er Eltern verweist, wenn sie Informationen und Unterstützung bei diesen wichtigen Gesprächen benötigen. Dazu gehören:  

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